Augenkrebs – Symptome, Ursachen und Behandlung
Bösartige Erkrankungen des Auges sind relativ selten. Häufiger kann das umgebende Gewebe, insbesondere die Lidhaut betroffen sein. Wenn die Symptome frühzeitig erkannt werden, bestehen oft gute Heilungschancen. Welche Symptome auf Krebserkrankungen unseres Sehorgans hindeuten, welche Ursachen die verschiedenen Tumoren am Auge haben und wie die Behandlung abläuft, erfährst du in diesem Beitrag.
Artikel wurde von Prof. Dr. Hans-Jürgen Grein geprüft
Tumoren im Bereich der Augen: Einführung
Der Begriff „Tumor“ bezieht sich zunächst nur auf das unkontrollierte Wachstum von Zellen, die zu einem Knoten oder einer anderen Gewebsmasse führen. Man unterscheidet zwischen bösartigen (maligne) und gutartigen (benigne) Tumoren, die sich unterschiedlich verhalten und auf unterschiedliche Art behandelt werden.
Gutartiger Tumor am oder im Auge: Gutartige Tumore wachsen in der Regel deutlich langsamer und beschränken sich auf einen bestimmten Bereich im Gewebe, ohne sich darüber hinaus auszubreiten. Sie treten lokal begrenzt auf und gehen entweder mit keinen oder eher geringen Beschwerden einher.
Bösartige Tumore am oder im Auge: Bösartige Tumore neigen eher dazu, sich aggressiv im Körper auszubreiten. Sie bewegen sich über den lokalen Entstehungsort hinaus weiter und infiltrieren auch das umliegende Gewebe. Durch das teils rasche Wachstum und die Ausbreitung stellen sie eine ernstzunehmende Gefahr für die Sehkraft dar und können auch lebensbedrohend sein.
Gut- und bösartige Tumore können an ganz unterschiedlichen Bereichen des Auges oder des umliegenden Gewebes auftreten. Gutartige Tumore stellen in den meisten Fällen kein größeres Problem dar und müssen nicht immer behandelt werden, während bösartige Tumore eine rasche Therapie erfordern. Allerdings gibt es auch gutartige Tumore, die im Laufe der Zeit entarten können.
Wie bei allen Krebsarten gilt: Je früher die Erkrankung entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Verschiedene Arten von Augenkrebs
Tumore können an den verschiedensten Bereichen des Auges auftreten. Ob es sich dabei um eine gutartige oder bösartige Erkrankung handelt, muss im Rahmen einer augenärztlichen Untersuchung festgestellt werden. Krebserkrankungen entstehen durch Entartung von Körperzellen. So vielfältig wie die Zelltypen sind auch die entstehenden Tumorerkrankungen. Im folgenden werden einige Beispiele dargestellt.
Tumoren der Lidhaut
Es gib eine Vielzahl von Lidtumoren. In den meisten Fällen sind sie gutartig, wie beispielsweise Warzen (Papillome) oder Fetteinlagerungen (Xanthelasmen). Allerdings kann es auch zu bösartigen Lidveränderungen kommen.
Die häufigste bösartige Erkrankung der Lidhaut ist das Basaliom (Basalzellkarzinom). Man spricht auch vom „weißen Hautkrebs“. Zunächst entstehen kleine, schmerzlose Knoten oder Flecken, die langsam wachsen. Später entsteht oft ein aufgeworfener, knötchenartiger Randwall und eine mit Blutkruste bedeckte Einsenkungen in der Mitte. Die Tumore können aber auch flach bleiben. Oft treten Basaliome an der Unterlidkante oder in den Lidwinkeln auf, seltener am Oberlid. Betroffen sind dabei vor allem ältere Menschen, die das 60. Lebensjahr bereits überschritten haben, und helle Hauttypen. Als wesentlicher Auslöser wird die UV-Belastung durch Sonneneinstrahlung angesehen.
In einem Punkt unterscheidet sich das Basaliom allerdings deutlich von anderen Krebsarten, denn es metastasiert nur sehr selten. Dadurch stehen auch die Behandlungschancen sehr gut, wenn es rechtzeitig erkannt und entfernt wird. Unbehandelt kann ein Lidtumor wachsen, das umliegende Gewebe infiltrieren und auch Knochen zerstören. Die Erkrankung ist dann geheilt, wenn die bösartigen Zellen vollständig entfernt werden können. Je größer der infiltrierte Bereich ist, desto mehr Gewebe muss entfernt werden und desto aufwändiger wird die plastische Wiederherstellung im Gesicht.
Karzinom der Bindehaut
Zunächst erscheint das Karzinom auf der Bindehaut als kleine, weißliche Erhebung. Mitunter ziehen die Blutgefäße der Bindehaut recht auffällig dorthin und es kann ein gerötetes Areal wie bei einer Entzündung entstehen. Da das Bindehautkarzinom im Frühstadium sehr unauffällig aussehen kann und kaum Beschwerden verursacht, wird es häufig übersehen. Als Hauptrisikofaktor bei der Entstehung eines Karzinoms in der Bindehaut gilt Sonneneinstrahlung. Zur Vorbeugung sollte eine Brille mit UV-Schutz gewählt werden.
Aderhautmelanom
Melanome entwickeln sich aus pigmenthaltigen Zellen, den sogenannten Melanozyten. Sie können in verschiedenen Geweben des Auges auftreten, darunter in der Aderhaut, der Iris und der Bindehaut. Am häufigsten tritt diese Form von Augenkrebs in der Aderhaut auf, einer Gefäßschicht, die direkt unter der Netzhaut liegt. Das Risiko, an einem Aderhautmelanom zu erkranken, liegt bei etwa 1:100.000 Menschen. Nicht jede Ansammlung von pigmentierten Zellen ist bösartig. Gutartige Pigmenttumore werden als Nävus (Muttermal) bezeichnet. Sie können aber auch später entarten.
Bei Erwachsenen stellt das Aderhautmelanom die häufigste Augenkrebserkrankung dar. Da die Aderhaut nicht mit dem Lymphsystem verbunden ist, verbreiten sich die Krebszellen über die Blutbahn. In rund der Hälfte aller Fälle bilden sich so im Laufe der Zeit auch Tochtertumore. Zunächst ist das Aderhautmelanom nahezu symptomlos, weshalb viele Patienten den Augentumor zu spät bemerken. Oftmals hat er dann schon eine erhebliche Größe erreicht. Meist fällt das Aderhautmelanom nur zufällig bei einer Routineuntersuchung auf oder dann, wenn es bereits zu plötzlichen, starken Sehstörungen kommt, die z.B. durch eine begleitende Netzhautablösung entstehen.
Die häufigsten Ursachen von Augenkrebs
Ein Tumor am Auge kann durch zahlreiche Ursachen entstehen und nicht immer sind die Ursachen eindeutig nachverfolgbar.
UV-Strahlung: größter Risikofaktor
Ultraviolette Strahlung (auch als UV-Strahlung bezeichnet) gilt als einer der größten Risikofaktoren für Augenkrebs. Die UV-Strahlung der Sonne kann die Entstehung einiger Augentumore stark begünstigen, darunter das Basaliom und das maligne Melanom von Bindehaut oder Iris. Eine Brille mit UV-Schutz stellt eine optimale Vorsorge dar.
Genetische Veranlagung
Genetische Veranlagungen tragen ebenfalls zur Entstehung von Augenkrebs bei. Ein erhöhtes Risiko besteht bei Vorerkrankungen wie dem Hippel-Lindau Syndrom, Neurofibromatose Typ 1 und das erblich bedingte Retinoblastom-Syndrom. All diese Faktoren erhöhen das Risiko, dass sich Augenkrebs entwickelt. Bei bekannten Risikofaktoren ist daher die regelmäßige Kontrolle durch einen Augenarzt besonders wichtig.
Genmutationen
Genmutationen können zu Krebserkrankungen führen. Ein wichtiges Beispiel ist das Retinoblastom. Der seltene Augentumor, der bei Kindern auftritt, wird vererbt oder tritt in der Kombination mit spontanen Mutationen auf. Es kommt zu einem Fehlen von zellwachstumsregulierenden Geninformationen und zu einer unkontrollierten Vermehrung bestimmter Zellen im Auge. Die Genmutation ist vererbbar – sollte es innerhalb der Familie bereits zu Erkrankungen dieser Art gekommen sein, ist bei Neugeborenen eine frühe Kontrolle beim Augenarzt ratsam.
Umweltfaktoren
Einige Chemikalien werden mit einem erhöhten Risiko für bösartige Augenerkrankungen in Verbindung gebracht, darunter Chlorphenole und bestimmte Kohlenwasserstoffe. Wer in Berufen arbeitet, in denen diese Stoffe verwendet werden, hat ein höheres Risiko, an bösartigen Augentumoren zu erkranken.
Das sind die Symptome bei Augenkrebs
Es gibt keine eindeutigen Symptome, die auf bösartige Augenerkrankungen hinweisen. Die meisten Beschwerden treten auch bei anderen, deutlich häufigeren Augenerkrankungen auf.
Augenschmerzen
Wenn plötzlich an einem oder beiden Augen Schmerzen auftreten kommen eine Vielzahl von Gründen, wie Entzündungen, aber auch bösartige Erkrankungen. Sind die Schmerzen stark oder halten sie länger als ein paar Tage an, solltest du daher einen Augenarzt aufsuchen.
Verschlechterung der Sehkraft
Verschlechtert sich die Sehkraft plötzlich und rapide, ist dies immer ein Alarmzeichen, das auf viele Augenkrankheiten hinweisen kann, gelegentlich auch auf bösartige Augenerkrankungen. Auch hier ist es sinnvoll, möglichst rasch einen Augenarzt aufzusuchen, um die plötzliche Sehverschlechterung kontrollieren und behandeln zu lassen.
Gesichtsfeldausfälle
Wenn du in einem bestimmten Bereich des Gesichtsfelds plötzlich nur noch sehr undeutlich oder gar nichts mehr sehen kannst, dann handelt es sich um einen Gesichtsfeldausfall. Solche Symptome sollten rasch augenärztlich abgeklärt werden. Es gibt auch in diesem Fall einige viel wahrscheinlichere Diagnosen als „Augenkrebs“, z.B. Netzhautablösung oder neurologische Erkrankungen.
Augenfehlstellungen wie Schielen (Strabismus)
Wenn plötzlich oder schleichend eine Augenfehlstellung auftritt, handelt es sich um eine Augenerkrankung, die behandelt werden sollte – das gilt insbesondere wenn Kinder betroffen sind. Auch wenn meist kein „Augenkrebs“ dahintersteckt, muss die Ursache durch einen Augenarzt geklärt werden, um eine dauerhafte Sehschwäche zu vermeiden.
Diagnose und Behandlung von Augenkrebs
Die Diagnose von bösartigen Augenerkrankungen stellt immer der Augenarzt. Dafür bieten sich eine Vielzahl unterschiedlicher Untersuchungen an, die Aufschluss über die genaue Veränderung im Auge liefern können. Wie im Anschluss die Behandlung abläuft, hängt von der Art des Tumors, der Größe, der exakten Lokalisation, dem Krebsstadium und den individuellen Gegebenheiten ab. So kommen folgende Therapieformen in Frage:
Operation: In vielen Fällen wird der Tumor zunächst operativ entfernt oder verkleinert. Bei kleinen Tumoren im Frühstadium ist das viel leichter als bei ausgeprägten Befunden. In manchen Fällen ist eine vollständige Entfernung des befallenen Auges notwendig. Prothesen können im Anschluss genutzt werden, um das ästhetische Erscheinungsbild wiederherzustellen.
Strahlentherapie: Wie bei anderen Krebsarten bietet sich auch bei bösartigen Augenerkrankungen die Strahlentherapie an, um die Krebszellen lokal gezielt abzutöten oder zumindest deren Wachstum zu stoppen. Dabei nutzt man hochenergetische Strahlen, die auf den Tumor gerichtet werden. Auch hier gibt es verschiedene Arten, u. a. die externe Strahlentherapie, bei der die Bestrahlung von außen erfolgt oder die Brachytherapie, bei der eine Strahlenquelle in der Nähe des
Chemotherapie: Eine Kombination aus verschiedenen Medikamenten wird eingesetzt, um die Krebszellen im Körper zu zerstören oder deren Wachstum aufzuhalten. Die Chemotherapie kann durch die orale Gabe von Medikamenten erfolgen, aber auch durch eine Injektion oder intravenöse Infusionen.
Immuntherapie: Das eigene Immunsystem ist grundsätzlich dazu in der Lage, Krebszellen eigenständig anzugreifen. Manche Krebszellen können aber für das Immunsystem „unsichtbar“ sein. Bei einer Immuntherapie werden die Tum
Augenkrebs bei Kindern
Retinoblastome sind bösartige Tumoren, die bei Kleinkindern vorkommen und zu den häufigsten Krebsarten bei Kindern zählen. Der weißliche Tumor besteht aus unreifen Netzhautzellen und wächst ausgehend von der Netzhaut ins Augeninnere. Lange Zeit sind kaum Symptome festzustellen. Erst wenn die Tumormasse so groß ist, dass die Sehachse beeinträchtigt wird, kann es zum Schielen kommen. Obwohl Schielen meistens ganz andere Ursachen hat, wird der Augenarzt bei der Untersuchung immer auch ein Retinoblastom ausschließen. Normalerweise entwickelt sich diese Form von Augenkrebs bis zum 3., spätestens zum 5. Lebensjahr. In der Mehrzahl ist nur ein Auge betroffen, seltener auch beide. Genetische Faktoren beeinflussen das Risiko, an einem Retinoblastom zu erkranken, stark. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Als Therapie kommt hier zunächst eine operative Entfernung des Tumors in Frage, aber auch Strahlentherapie, Chemotherapie oder eine Kombination dieser Behandlungen ist möglich. In fortgeschrittenen Fällen kann auch die Entfernung eines Auges erforderlich sein, um das Leben des Kindes zu retten.
Betroffene Kinder sind meist noch zu klein, um selbst Sehbeschwerden zu äußern. Diese Symptome weisen auf ein Retinoblastom hin:
Ein weißlicher Glanz in der Pupille der Kinder, der auf Fotos und Bildern besonders stark sichtbar ist. Oft tritt der Rote-Augen-Effekt nur bei einem Auge auf. Die andere Pupille erscheint weiß.
Das Kind beginnt plötzlich zu schielen.
Länger anhaltende Entzündungen im Auge.
Es kommt zu einer Verschlechterung oder einem vollständigen Verlust der Sehkraft.
Wenn bei einem Kind der Verdacht auf ein Retinoblastom besteht, sollte sofort eine augenärztliche Untersuchung stattfinden.
Fazit: Frühe Diagnose ist essenziell
Abschließend lässt sich sagen: Je früher bösartige Augenerkrankungen erkannt werden, desto weniger intensiv ist die notwendige Behandlung – und desto besser stehen auch die Heilungschancen. In vielen Fällen kann zudem die Sehkraft erhalten werden, wenn die Behandlung frühzeitig beginnt. Regelmäßige Kontrollbesuche beim Augenarzt helfen dabei, Augenkrebs auch in frühen Stadien zu erkennen.
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