Der Fielmann Ratgeber:

Chorioretinitis: Entzündung im Auge

Bei der Chorioretinitis handelt es sich um eine Entzündung, die im hinteren Augenabschnitt auftritt. Es gibt verschiedene Formen und Ausprägungsgrade der Chorioretinitis. Prinzipiell kann sie in jedem Alter auftreten. Eine Chorioretinis kann idiopathisch (ohne zugrunde liegende Ursache auftreten), oder aber im Rahmen einer Erkrankung wie z.B. Infektionen durch verschiedene Bakterien, Viren oder Pilze hervorgerufen werden. Was die Chorioretinitis ist, wie du die Symptome erkennst und wie sie sich behandeln lässt, erfährst du in diesem Beitrag.

Artikel wurde von PD Dr. med. Catharina Busch geprüft

Was ist Chorioretinitis?

Die Chorioretinitis ist eine entzündliche Erkrankung im hinteren Augenabschnitt, bei der primär die Aderhaut (Choroidea) und die Netzhaut (Retina) betroffen sind. Häufig sind Infektionen die Ursache für die Erkrankung, wobei besonders Toxoplasmose als häufige Ursache zu benennen ist. Außerdem kommen im Rahmen einer Chorioretinitis auch systemische Erkrankungen wie Morbus Behcet und die Sarkoidose als Auslöser in Frage und sollten allgemeinärztlich abgeklärt werden.  

Rund 16 bis 35 Prozent aller Chorioretinitis-Fälle in Europa werden durch eine Toxoplasmose-Infektion hervorgerufen. Konkret bedeutet das, dass der Mensch sich meist durch verunreinigte Lebensmittel, kontaminiertes Wasser oder Hände mit Toxoplasmose-Erregern ansteckt. 
 
Findet die Infektion mit Toxoplasmose pränatal (vor der Geburt) statt, entsteht die Chorioretinitis bei Kindern häufig erst nach einigen Monaten oder Jahren. 

Anatomie des Auges

Chorioretinitis: Ursachen

Bei der Entstehung der Chorioretinitis kommen verschiedene Ursachen in Frage. Wurde eine Chorioretinitis nachgewiesen, ist daher in den meisten Fällen auch eine tiefergehende Diagnostik durch den Hausarzt oder weitere Fachärzte sinnvoll. 

Parasiten (Toxoplasmose)

Bei der Toxoplasmose handelt es sich um eine Infektionskrankheit, die durch den intrazellulären Protozoen-Parasiten „Toxoplasma gondii“ ausgelöst wird. Katzen gelten als ein definitiver Wirt, wobei die Übertragung auf den Menschen in erster Linie durch Kontakt mit Katzenkot stattfindet. Aber auch der Verzehr kontaminierter Lebensmittel kann eine Toxoplasmose auslösen. Häufig verläuft die Erkrankung bei gesunden, immunstarken Patienten symptomfrei. Da ein serologischer Nachweis im Blut in den meisten Fällen schwierig ist, kann bei Verdacht Kammerwasser aus dem Auge entnommen und für die PCR-Diagnostik genutzt werden, um die Toxoplasmose als Auslöser der Chorioretinitis zu sichern.  

 Die Toxoplasmose kann bereits in-utero auf den Fokus übertragen werden, wobei die Chorioretinitis meist erst einige Monate oder Jahre nach der Geburt auftritt.  

Viren

Eine durch Viren bedingte Chorioretinitis ist extrem selten und tritt dann eher als isolierte akute Retinanekrose bzw. Retinitis auf, dann meist durch das Herpes-simplex Virus oder Cytomegalievirus bedingt.

Bakterien

Gelangen Bakterien in den hinteren Augenabschnitt, so können auch diese zu einer Chorioretinitis führen. Hier kommt eine Vielzahl  möglicher Erreger in Frage, sodass vor der Behandlung mit Antibiotika eine exakte Bestimmung sinnvoll ist. Bei einer bakteriellen Ursache für die Chorioretinitis sollte u.a. an Tuberkulose und Syphilis gedacht werden. 

Pilze

Auch eine Pilzerkrankung im Körper kann Auge ausbreiten und hier zu einer Chorioretinitis führen. Mögliche mykotische (durch Pilze hervorgerufen) Erreger sind Candida und Histoplasmose. 

Autoimmunkrankheiten (Sarkoidose, Morbus Behcet) 

Verschiedene systemische Erkrankungen, auch als Autoimmunerkrankungen bezeichnet, können ebenfalls mit einer Chorioretinitis einhergehen. In vielen Fällen ist eine Sarkoidose der Auslöser, eine chronisch verlaufende, entzündliche Erkrankung, die in fast allen Organen des Körpers Symptome auslöst.  

Chorioretinitis: Symptome und Anzeichen

Infolge einer Chorioretinitis kommt es zu unterschiedlichen Symptomen, die unbehandelt bis zur Erblindung führen können: 

Entzündung der Netzhaut sowie Aderhaut

In erster Linie führt die Chorioretinitis zu einer starken Entzündung der Aderhaut. Meist ist die Netzhaut ebenfalls mitbetroffen. Häufig verlaufen Entzündungen, die im peripheren Bereich der Aderhaut/Netzhaut stattfinden, ohne Symptome ab und werden bei deiner Untersuchung zufällig entdeckt. Im Rahmen einer Chorioretinitis können Glaskörpertrübungen auftreten, welche bei peripheren Entzündungen häufig als einziges Symptom bemerkt werden. Wenn die Entzündungsherde im Bereich der zentralen Netzhaut/Aderhaut liegen, werden in aller Regel signifikante Sehstörungen bemerkt. Direkte Schmerzen oder Rötungen der Augen treten nur selten auf.  

Sehstörungen (verschwommenes Sehen)

Schreitet die Erkrankung fort, entstehen Sehstörungen, die im Alltag zu einer Belastung werden. Das verschwommene Sehen sorgt dafür, dass Umrisse nicht mehr klar erkannt und abgegrenzt werden können.  

Schleiersehen

Infolge der Chorioretinitis kann es zu Glaskörpertrübungen kommen, die Sehbeschwerden auslösen. Viele Betroffene klagen vor allem von einem „Schleiersehen“, bei dem die Umgebung wie durch einen Schleier verdeckt erscheint. 

Psychische Beschwerden (insbesondere bei jungen Menschen)

Psychische Beschwerden, die insbesondere bei jungen Menschen im Zuge der Chorioretinitis auftreten, entstehen vor allem aus andauernden Sehstörungen heraus. Trotz Behandlung der Chorioretinitis können auch dauerhafte Schäden am Auge entstehen, die umso belastender sind. 

Diagnose und Behandlung

Patienten, die an einer Chorioretinitis leiden, kommen oft mit Sehbeschwerden in die augenärztliche Praxis. Die Diagnose erfolgt nach der Anamnese durch eine Augenuntersuchung des Augenfundus.  

Die Behandlung einer Chorioretinitis ist sehr vielfältig und stark von der Art der Chorioretinitis bzw. zugrundeliegender Grunderkrankungen abhängig. Auch muss nicht zwangsläufig jede Chorioretinitis sofort behandelt werden. Geht die Chorioretinitis auf eine Grunderkrankung zurück, so sollte zunächst diese behandelt werden. Zusätzlich kann die Gabe von Glucocorticoiden zur Behandlung der Entzündungsreaktion sinnvoll sein.  

Was passiert ohne ausreichende Behandlung? 

Wird die Chorioretinitis nicht ausreichend behandelt, kann die Erkrankung weiter voranschreiten bzw. immer wiederkehren und schwere Schäden am Auge verursachen. Es ist daher sehr wichtig, bei den oben genannten Symptomen schnellstmöglich einen Augenarzt aufzusuchen. Regelmässige Gesundheitskontrollen der Augen sind auch unabhängig von einer Chorioretinitis sinnvoll. Hierfür kannst du ergänzend zur augenärztlichen Untersuchung den Augen-Check-Up von Fielmann nutzen, bei dem wir umfassend den Gesundheitszustand deiner Augen kontrollieren und die Ergebnisse im Anschluss durch einen Augenarzt überprüfen lassen.  

Chorioretinitis centralis serosa (CCS): vor allem bei jungen Menschen

Diese Sonderform der Chorioretinitis, die auch als Chorioretinitis centralis serosa (CCS) oder Retinopathia Centralis Serosa (RCS) bezeichnet wird, betrifft vor allem jüngere Menschen. 

Besonderheiten dieser Form

Im Rahmen dieser Erkrankung sammelt sich unterhalb der Makula Flüssigkeit an, die die Netzhaut anhebt. So kommt es in der Folge zu einer deutlichen Verschlechterung des zentralen Sehvermögens.

Durchschnittlich tritt diese Form der Chorioretinitis bei einem von 10.000 Menschen auf, wobei Männer viermal so oft betroffen sind wie Frauen. Am häufigsten tritt die Erkrankung im Alter zwischen 30 und 50 Lebensjahren auf. 

Diagnose und Behandlung der Chorioretinitis centralis serosa (CCS)

Zunächst wird bei der CCS in aller Regel abgewartet und keine sofortige Therapie angestrebt. In den meisten Fällen löst sich die Flüssigkeitsansammlung alleine wieder auf. Erst wenn nach mehreren Wochen keine Besserung zu beobachten ist, kann als zweiter Schritt eine medikamentöse Behandlung erwögen werden. Sollte auch diese Behandlung keinen Erfolg bringen oder nicht möglich sein, stehen weitere Behandlungsoptionen zur Verfügung:

  • Laserregenerationstherapie: Mithilfe einer unterschwelligen Nanolaserbehandlung kann möglicherweise die Regeneration der Netzhaut und Resorption der Flüssigkeit angeregt werden. Diese Form der Behandlung ist noch relativ neu und große klinische Studien zur Wirksamkeit bei CCS stehen noch aus.

  • Photodynamische Therapie und Medikamenteninjektionen (IVOM):  Wenn sich im Rahmen der CCS krankhafte Gefäße gebildet haben, und diese Ursache der Flüssigkeitsansammlung ist, kann die photodynamische Therapie und/oder Medikamenteninjektionen sinnvoll sein.

  • Laserkoagulation: Diese ambulante Operation wird eingesetzt, wenn der Erkrankungsbereich außerhalb der Makula liegt. Hierbei wird der Quellpunkt (Austrittspunkt der Flüssigkeit) mittels Laser verödet.  

Häufige Fragen

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